Das Gebiet Altenmarkt-Radstadt im Ennspongau

Wolfgang Sitte



Zur Karte


Zur großen Alpinismusausstellung in Altenmarkt
Zur naturräumlichen Situation
Einige didaktische Bemerkungen
Die Ennsregulierung
Angaben zu den Abbildungen
Altenmarkt
Schrifttumshinweise
Die Atomic-Skifabrik in Altenmarkt



1. Zur Karte

Das Kartenbeispiel in diesem Heft stammt aus der freytag&berndt Wanderkarte WK 201 Schladminger Tauern-Radstadt-Dachstein (Maßstab 1 : 50 000). Das von ihr abgedeckte Gebiet und die Anschlussblätter sieht man rechts in der Abbildung 1. Der wiedergegebene Kartenausschnitt zeigt die beckenartige Erweiterung des Salzburgischen Ennstales zwischen Eben, Reitdorf, Altenmarkt und Radstadt. In diesem Gebiet befindet sich mit etwa 13 000 Einwohnern eines der drei Siedlungszentren des Pongaus. Hier verlaufen wichtige überregionale Verkehrswege wie die Tauernautobahn (A 10), die Ennstalbundesstraße (B 146), von der die Straße über den Radstädter Tauern abzweigt oder die für Innerösterreich wichtige Eisenbahnstrecke (Graz-)Selztal-Bischofshofen. Hier liegt auch der östliche Teil der Salzburger "Sportregion Amadé", zu der insgesamt acht Gemeinden gehören, welche über 100 Lifte, Kabinen- und Sesselbahnen verfügen und die im Fremdenverkehrsjahr 1998/99 zusammen insgesamt 2,237 000 Übernachtungen aufwiesen. Die Gemeinde(1) Altenmarkt ist Standort des Werkes von Atomic-Austria und beherbergt von April 2000 bis November 2001 außerdem die große Alpinismusausstellung "Der Berg ruft". Karte und Text wollen zu einem Besuch anregen und Hintergrundinformationen dazu liefern. Siehe auch: www.salzburg.com/alpin-expo bzw. www.sportwelt-amade.com.

 

2. Zur naturräumliche Situation (2)

Der nördliche Teil des Kartenausschnitts gehört zur Grauwackenzone. Leicht verwitterbare und rutschanfällige phylittische Schiefer aus dem Erdaltertum (Paläozoikum) bauen die Gipfelpartien und die zur Enns hinabziehenden Hänge von Tannkoppen und Roßbrand auf. Im Bereich der breiten Talsohle des Radstädter Beckens werden sie zwar von den spät- und postglazialen Ablagerungen der Enns, ihrer Nebenflüsse und den Schwemmfächern der kleinen Seitengräben in unterschiedlicher Mächtigkeit(3) überdeckt, treten aber dann als schmaler Streifen unmittelbar west- bzw. südwestlich von Altenmarkt am Schlatter- und Kuchlberg wieder auf.

An sie schließen beiderseits der Mündung des Zauchen Baches(4) im Feuersangwald und Eckwald aus dem Erdmittelalter (Mesozoikum) stammende Dolomite und Kalke an, die im Gelände durch steilere Reliefformen auffallen(5) . Stellenweise kann man in Aufschlüssen an diesen Gesteinen starke Zerrüttung und glattpolierte Bruchflächen (Harnische) mit Striemen beobachten, Hinweise auf die tektonischen Bewegungen entlang der großen Längstalstörung, die am Nordrand der Zentralalpen von Westen nach Osten zieht und der auch das W-E-verlaufende Ennstal seine Anlage verdankt.

Etwa südlich der Linie Pertil - Bliem treten in der Zauch und an den sie begleitenden Bergkämmen die Gesteinsserien der zu den Zentralalpen gehörenden und sehr kompliziert gebauten Radstädter Tauern auf. Zuerst sind es paläozoische Quarzphylitte, ab Lacken Kogel - Labeneck dann mesozoische Kalke und Dolomite. In ihnen wird das Tal schmäler, die bewaldeten Hänge steiler und die auf beiden Seiten begleitenden Bergkämme erreichen größere Höhen. Die Massen von Schutt, die hier in den Seitengräben und der Talsohle lagern, lösen nach heftigen Regenfällen immer wieder Vermurungen aus, die man seit langem durch Wild-bachverbauung zu steuern versucht. Oberhalb einer circa 200 Meter hohen Gefällsstufe des Zauchen Tales liegt in einer von einem ehemaligen Gletscher ausgekolkten Wanne der von Zuschüttung bedrohte Zauchen See in 1339 m Meereshöhe. Heute wird er aufgestaut und dient als Wasserreservoir der ab 1985 errichteten Beschneiungsanlagen. Sternförmig erschließen heute von der nach dem Straßenbau durch das Tal entstandenen kleinen Hotelsiedlung aus zahlreiche Aufstiegshilfen die prächtigen Skihänge des imposanten Talschlusses, dessen Kalkberge weit über die in etwa 1700 m Höhe verlaufende Waldgrenze reichen (Steinfeld Spitze 2334 m).



3. Die Ennsregulierung

Auf alten Karten (Abb. 2 und 3) sieht man, dass der Talgrund des Salzburgischen Ennstals einst weitgehend versumpft war. Wegen unzureichender Abflussverhältnisse, bedingt durch die Enge bei Mandling und die von den Seitenbächen ins Becken vorgeschütteten Schwemmkegel, kam es früher immer wieder zu Überschwemmungen, die große Teile der Talweitung betrafen.

Stauende Nässe und artesisch auftretende Grundwasseraustritte erzeugten eine Landschaft, in der Schwingrasen, Sauergräser und Moore vorherrschten. Nur Heuhütten standen damals auf den Streuwiesen, während hingegen die Siedlungen ausnahmslos auf dem höheren Gelände am Rande des beckenartig erweiterten Tales lagen.

Seit langem versuchte man die Abflussverhältnisse im Ennspongau zu verbessern. So gab es beispielsweise bereits früh ein Projekt, die Enns nach Norden über den Sattel von Eben zum Fritzbach abzuleiten. Dorthin hatte sie schon vor dem Eiszeitalter entwässert, ehe spät- und nacheiszeitliche Ablagerungen die Quertalstrecke verbauten und die heutige Wasserscheide bei Eben entstand. Ernstlich und großräumig in Angriff genommen wurden die Arbeiten an der Ennsregulierung jedoch erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wobei nicht unwesentlich auch die Verkehrserschließung des Tales mit der Eisenbahn (Fertigstellung der Strecke Stainach-Irdning-Bischofshofen 1875) dazu beitrug. Bei dem von zwei Kriegen und Wirtschaftskrisen unterbrochenen und in mehreren Bauabschnitten durchgeführten Jahrhundertprojekt wurde im Raum Reitdorf, Altenmarkt, Radstadt, Mandling u.a. Folgendes ausgeführt: Streckung des Ennslaufes, um das Gefälle zu verstärken und damit den Abfluss zu beschleunigen, Sicherung der Ufer, Anlegen von Vorflutgräben (beim Loh Bach und im Ennsbogen zu sehen), welche die Grundstücke von stauendem Oberflächenwasser befreien und im Zusammenhang mit der nachfolgenden Flächenentwässerung mittels Tonröhrendrainage eine Grundwasserabsenkung herbeiführen. Beim Bau der Tauernautobahn anfangs der siebziger Jahre über das bis zu 16 Meter tiefe Moor im Bereich des Ennsbogens hat man, um eine Setzung der Straße zu vermeiden, mit "dynamischer Intensivverdichtung" das Porenwasser aus dem Torf buchstäblich "herausgeschlagen". Die erst in unserer Zeit zu Ende gehende Ennstalentwässerung brachte Sicherheit vor Hochwässern, vergrößerte in den Gemeinden die bebaubaren Flächen, wodurch sich Möglichkeiten für die Siedlungserweiterung, die Anlage von Tourismus- und Infrastruktureinrichtungen sowie für die Ansiedlung von Betrieben ergaben; nicht zuletzt verbesserte sie auch die landwirtschaftliche Nutzung, weil es möglich wurde, moderne Landwirtschaftsmaschinen auf den trockengefallenen Wiesen einzusetzen. Die Finanzierung teilten sich der Staat/Bund (nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auch ERP-Mittel eingesetzt), das Land Salzburg und die in Wassergenossenschaften organisierten Interessenten.



4. Altenmarkt

Der an der Mündung der alten Zauch(6) in die Enns auf einem Schwemmkegel liegende Marktort ist die älteste Siedlung im Ennspongau und war lange auch dessen Zentraler Ort. Hier konnte man früher beide Gewässer und den sumpfigen Talgrund am besten überqueren. Schon die mit Meilensteinen markierte Römerstraße von Juvavum (Salzburg) über das Fritztal und den Radstädter Tauern (In Alpe) nach Teurnia (bei Spittal) bzw. Virunum (am Zollfeld) benutzte diesen Übergang. Wahrscheinlich befand sich im Raum der heutigen Gemeinde Altenmarkt (Kuchelberg?) die auf der Tabula Peutingeriana(7) eingetragene und nach der Enns (Anisius) benannte Raststation Ani. Mit der Errichtung einer Kirche im 9. oder 10. Jahrhundert wurde der Siedlung auf dem Schwemmkegel Mutterpfarre (kirchliches Zentrum) des gesamten Ennspongaus. 1074 taucht für sie erstmals die Bezeichnung Rastat/Radistat auf. Die Zunahme des Handels über den Tauern steigerte in der Folge ihre Bedeutung.

Das änderte sich jedoch am Ende des 13. Jahrhunderts, als für die Salzburger Erzbischöfe beim Streit mit den Herzögen der Steiermark (seit 1282 waren es die Habsburger) um die Mandlinggrenze die Anlage einer befestigten Siedlung im Ennspongau unumgänglich wurde. Als Standort kam nur der sich über die versumpfte Talniederung erhebende Felsrücken gegenüber der Mündung des Taurachtales in Frage. Die zwischen 1270 und 1286 planmäßig angelegte neue Stadt übernahm von der alten Siedlung auf dem Schwemmkegel der Zauch den Namen "Rastat", während bei jener an dessen Stelle zunächst der Name "Alter Markt Rastat" trat; ab dem 14. Jahrhundert kommt dann die Bezeichnung "Altenmarkht" auf.

Radstadt wurde von den Landesherren durch die schnelle Verleihung des Stadtrechts (1289), durch Übertragung des Markt- und Stapelrechts sowie durch die Standortentscheidung für den Sitz des Pflegegerichts besonders gefördert und übernahm daher von Altenmarkt die Funktion des zentralen Hauptortes im Ennspongau. Mit der Neutrassierung des Verkehrsweges zum Tauernpass auf der Nordseite der Radstädter Talweitung und dem Abschranken des alten Handelsweges entlang der ehemaligen Römerstraße auf der Schattseite zog die neue Stadt bald den Fernverkehr von Altenmarkt völlig ab. Allerdings wuchs die von einer Mauer umgebene Stadt erst im 20. Jahrhundert über ihre Befestigungen hinaus. 1970 entstand zur Entlastung des stark angestiegenen und durch die Stadt flutenden Autoverkehrs im Norden die Umfahrungsstraße. Heute ist Radstadt eine wichtige Schulstadt, hatte 4 600 Einwohner (1999) und besitzt ca. 4 000 Gästebetten.

Die Ausschaltung Altenmarkts vom früheren Durchgangsverkehr zum Tauern merkt man noch heute am Fehlen einer Fortsetzung der breiten Hauptstraße östlich der Kirche. Als Folge der Abseitslage sowie im Zusammenhang mit der Anlage einer Verbindung zur neuen Straße nördlich der Enns verlor Altenmarkt den ursprünglichen Charakter einer Straßensiedlung und nahm den eines Haufendorfes an, eine Entwicklung, die sich durch die enorme Bautätigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg infolge der Entsumpfung des Talbodens und dem Aufkommen des Tourismus verstärkte. 1910 gab es in der Gemeinde 193 Häuser, 1951 249 und 1991 765. Die Einwohnerzahl schwankte im ganzen 19. Jahrhundert immer um 1 000, stieg dann bis 1951 langsam an (1951: 1 662) und erreichte infolge positiver Geburtenbilanz und Zuwanderung 1999 mit 3 400 Personen ihr vorläufiges Maximum.

Das Bild Altenmarkts wird heute vor allem vom Tourismus geprägt. Noch in der Zwischenkriegszeit war dieser relativ bescheiden und beschränkte sich vor allem auf "Sommerfrischler" aus Wien, Linz und Graz. Ab Mitte der sechziger Jahre aber begann dann sein steiler Aufstieg. Voraussetzung für diese Entwicklung war vor allem der Ausbau des in der Gemeinde liegenden Zauchensee-Gebietes,. Hier wurde praktisch aus dem Nichts ein international gefragtes Skizentrum geschaffen, das heute 15 moderne Lifte (darunter einer 8er- und zwei 4er-Kabinenseilbahnen aufweist und lawinensicher über die neu angelegte Landesstraße von Altenmarkt oder über die mautfreie Tauernautobahn vom Flachauwinkel aus mit einer Kabinenbahn schnell erreicht werden kann. Im Fremdenverkehrsjahr 1969/70 gab es in Altenmarkt/Zauchensee (unter dieser Bezeichnung wird die Gemeinde vermarktet - Internet: www.altenmarkt-zauchensee.at) rund 195 000 Übernachtungen (davon entfielen auf den Winter 80 000, auf den Sommer 115 000). Im Fremdenverkehrsjahr 1998/99 zählte man insgesamt 536 000 Übernachtungen (davon im Winter 364 000, im Sommer 172 000). Altenmarkt lebt direkt und indirekt zu ca. 75 Prozent vom Tourismus. Durch die Verbesserung des Winter- und vor allem Erweiterung des Sommerangebots bemüht sich die Gemeinde, in diesem wichtigen Wirtschaftsbereich weiter konkurrenzfähig zu bleiben.

Abb.4



5. Die Atomic-Skifabrik in Altenmarkt


Altenmarkt ist auch Standort mehrer gewerblicher und industrieller Produktionsbetriebe, wie u.a. die aus einem Sägewerk hervorgegangene "Pongauer Jägerzaun Ges.m.b.H", die neben der Schnittholzproduktion im Holz- und Lärmschutzwändebau tätig ist, oder die "Oswald Schneider, Pants + Sportwear-Firma", welche durch die Erzeugung von Skihosen bekannt geworden und offizieller Ausstatter des "Austria Ski Pool" ist.

Größter Produktionsbetrieb aber ist die Atomic-Skifabrik. Sie wurde in den siebziger Jahren in Altenmarkt im Bereich des Ennsbogens, auf dem dort nach dem Zweiten Weltkrieg trockengelegten Grund von A. Rohrmoser errichtet. Der gelernte Wagner hatte 1955 als 23-Jähriger in Wagrain die Produktion verleimter Holzskier (40 Paar im ersten Jahr, 5 000 Paar 1958, 72 000 Paar 1969) aufgenommen. Internationale Rennerfolge (u.a. besonders von Annemarie Moser-Pröll) machten seine Atomic-Skier(8) weltweit bekannt (Jahresproduktion 1991: 831 000 Paar) und trugen wesentlich zur beispiellosen Expansion(9) der bis 1993 als Einzelunternehmen geführten Firma bei. 1993/94 geriet Rohrmoser jedoch in große Schwierigkeiten (Überproduktion, Absatzprobleme, fällige Verbindlichkeiten, Probleme mit der Hausbank) und musste in Konkurs gehen. Das Werk in Altenmarkt und die Schuhproduktion in Köflach wurden damals vom finnischen "Amer-Konzern" erworben, dem weltgrößten Sportartikelproduzenten (Golfausrüstungen, Tennisschläger, -bälle und -schuhe, Tauchsportgeräte, Base- und Football-Artikel etc. mit Produktionsstätten in Nordamerika, Europa und Asien). Damit ergänzte der "Amer-Konzern", zu dem auch die bekannte Wilson- und die Suunto-Gruppe gehören, seine Produktionspalette mit einem Wintersportartikel-Angebot.

Seit der Übernahme investierte der "Amer-Konzern" rund 1 Mrd. ATS in das Altenmarkter Atomic-Werk. Mit neuen Materialien und Modellen, modernen computergesteuerten Konstruktions- und Erzeugungsverfahren sowie logistischen Beschaffungs- und Vertriebsmethoden erreichte der Umsatz nach einer Übergangsphase im Jahr 1999 1,9 Mrd. ATS. Im Jahr 2000 möchte man die 2 Mrd.-Grenze überspringen, wozu das innovative und in seinen Elementen aufeinander abgestimmte Komplettangebot von Ski, Schuh, Platte und Bindung beitragen soll. Nicht unwesentlich an dieser Entwicklung sind die Erfahrungen (sie werden konstruktiv in Altenmarkt ausgewertet) und die Erfolge des Atomic-Racing-Teams, zu dem u.a. Hermann Maier und Lasse Kjus gehören.

1999 erzeugte man bei Atomic-Austria in Altenmarkt über 700 000 Paar Alpinski, 150 000 Paar Langlaufski, 300 000 Paar Bindungen und 60 000 Snowboards. Atomic ist damit der zweitgrößte Alpinski-Hersteller der Welt und der größte in Österreich. Über 70 Prozent der Produkte werden exportiert. Hauptabsatzmarkt ist Europa, dann folgen Nordamerika und Japan. Atomic ist auch der größte Arbeitsgeber im ganzen Pongau. 1999 waren 400 Mitarbeiter ganzjährig und 250 Personen saisonal beschäftigt. Ca. 70 Prozent der Skier werden im Frühjahr auf Grund von "Pre-Orders" erzeugt; ihre Auslieferung an den Handel erfolgt ab Juli.


6. Zur großen Alpinismusausstellung in Altenmarkt


Vom 15. April 2000 bis 4. November 2001 findet in Altenmarkt die Großausstellung "Der Berg ruft!" zur Geschichte des Bergsteigens im 20. Jahrhundert statt. Ausstellungsstandort sind die 4 000 m2 großen ehemaligen Fertigungshallen der Firma Steffner(10) . Die von der SalzburgLand Tourismus Gesellschaft organisierte großartige Schau dokumentiert mit phantastischen Fotos, packenden Filmen, Originalausrüstungen, Tagebüchern, Briefen und Landkarten die Entwicklung des modernen Alpinismus an Hand der Themen: "Große Wände der Alpen und ihre Durchsteigung" - vorgestellt werden u.a. Matterhorn, Eiger, Drei Zinnen, Watzmann und Dachstein, "Die Expeditionen zu den vierzehn Achttausendern des Himalaya", "Das Leben der Sherpas" - ohne deren Leistung die meisten Gipfelerfolge auf dem Dach der Welt nicht möglich gewesen wären, "Die Entwicklung des Kletterns vom klassischen dritten Schwierigkeitsgrad zu Beginn des Jahrhunderts bis zu den so genannten Rotpunkt-Routen der Gegenwart", "Die Emanzipation der Frau beim Bergsteigen". Außerdem bietet die Ausstellung Einblicke in das alpine Rettungswesen, in die Entstehung von Gebirgskarten, in die Arbeit der Alpenvereine sowie die Mythen- und Sagenwelt der Berge. In einem gut klimatisierten Kinosaal werden historische und moderne Bergfilme vorgeführt, und der Besucher kann, bei entsprechender Voranmeldung (info@alpin.co.at), selbst aus den 53 angebotenen Filmen sein eigenes Programm zusammenstellen. Nicht unerwähnt sollen zwei, besonders Jugendliche anziehende Highlights der Ausstellung bleiben. In einem Hyperspeedgleiter kann man eine drei Minuten lange virtuelle Reise zum Everest, Matterhorn sowie Kilimandscharo unternehmen und an einer künstlich angelegten Kletterwand bzw. einem Kletterturm wirklichkeitsnah und gesichert Mut und sportliches Können erproben.

Die Ausstellung ist im Sommerhalbjahr von Montag bis Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr offen und kann im Winter von Mittwoch bis Sonntag zwischen 14 und 21 Uhr besucht werden. Die Lage ihres Standortes ersieht man in Abbildung 4.

Die Einzelkarte für Erwachsene kostet 160,-- ATS (Ermäßigung für Mitglieder Alpiner Vereine), für Kinder 80,-- ATS. Gruppen ab 15 Personen zahlen 130,-- ATS, Kinder und Jugend-liche (8 bis 18 Jahre) 50,-- ATS.


7. Einige didaktische Bemerkungen


Wie bereits eingangs erwähnt, bietet der Salzburgische Ennsgau mit seinen vielen interessanten landschaftlichen, historischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten ideale Möglichkeiten zur Durchführung von Unterrichtsveranstaltungen außerhalb des Schulhauses. Es wird erleichtert durch das Vorhandensein zahlreicher Beherbergungsbetriebe für Jugendgruppen. Die fachlichen Informationen und zusammengestellten Schrifttumshinweise dieses Beitrags bieten dem Gebietsfremden erste Hilfestellungen bei seiner Vorbereitung und Planung.

In diesem Zusammenhang kann es als Glücksfall bezeichnet werden, dass bis November 2001 in Altenmarkt die Ausstellung "Der Berg ruft" stattfindet. Der Ort ist sowohl mit der Bahn wie dem Auto gut zu erreichen. Auch wenn Salzburger Lehrer bzw. Lehrerinnen nur einen Wandertag zur Verfügung haben, sollten sie die Ausstellung mit ihren Schülern besuchen, desgleichen die Klassen, welche in dem Gebiet Skikurs haben. Man muss allerdings für den Besuch gute drei bis vier Stunden veranschlagen.

Der Alpinismus, den wir als Besteigen der Berge verstehen, ist heute zu einer Freizeitbewegung geworden - ob in einfacher Form oder als Hochleistungssport - die in den wohlhabenden Industrieländern immer mehr Menschen erfasst. Bergsteigen hat sich heute außerdem zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt, der Tausenden Arbeit und Einkommen verschafft. Letztendlich ist der Alpinismus aber auch ein kultursoziologisches Phänomen mit einer psychologischen und einer politischen Dimension(11) . Es ist daher gerechtfertigt, Heranwachsende auf diesen Sektor der Lebenswirklichkeit aufmerksam zu machen und mit ihnen die vielperspektivische Erscheinung des Alpinismus zu erarbeiten und zu diskutieren. Die Ausstellung "Der Berg ruft!" bietet genügend Impulse dazu.

Da passive Ausstellungsbesichtungen die Klasse - so wie mittelmäßiger Frontalunterricht - meist langweilen bzw. zu Unfug herausfordern, sollte man versuchen, die Schüler zu aktivieren. Das können nach einer vorangegangenen Motivationsphase, bei der nach einer kurzen Einführung der Besuch von und die Beschäftigung mit der Ausstellung begründet werden, geschickt zusammengestellte und schriftlich fixierte Arbeitsaufträge sein. Sie können sich auf einzelne Objekte beziehen (Aufstellungsort angeben), einfache Fragestellungen aufweisen, die Beobachtung schärfen und das Verstehen des Dargestellten überprüfen. Man kann jedoch mit den Arbeitsaufträgen von den Schülern auch Entwicklungen bzw. Probleme aufzeigen lassen, die nur aus der Zusammenschau mehrerer Objekte zu erkennen sind. Die Bearbeitung der jeweiligen Aufträge sollte immer von zwei, höchstens drei Schülern durchgeführt werden, damit jeder der Gruppe beschäftigt ist. Allerdings sollte man die Bearbeitungszeit einkalkulieren. Deshalb ist es günstig, die Arbeitsaufträge bei einem Vorbesuch der Ausstellung selbst durchzuführen. Die Ausstellungsleitung verlangt für den Vorbesuch kein Eintrittsgeld. Auch stellt sie bei Anforderung eine Videokassette zur Verfügung bzw. man kann einen Ausstellungskatalog erwerben. Wichtig ist eine nachfolgende Auswertung der Arbeiten, bei der im gemeinsamen Gespräch korrigiert, vertieft und erweitert wird und dadurch die Eindrücke, Kenntnisse und Einsichten gefestigt werden. Ob man die besten Arbeitsergebnisse prämiert, bleibt jeder Lehrkraft selbst überlassen.

Im Folgenden werden zur Illustration des oben Gesagten beispielhaft einige Arbeitsaufträge gebracht. Sie sind jeweils um einen Themenkreis gruppiert, aber weder schulstufen- noch fachbezogen. (1) Wie viele Achttausender gibt es? Wie heißen sie? Wo liegen sie? Skizze anfertigen. Wann (Jahr und Monat) wurden sie von wem bestiegen? Wie änderten sich die Motive, Ziele und die Technik des Alpinismus im Himalaya im Laufe der Zeit? Das Auswer-tungsspektrum kann von der Plattentektonik - alpidischer Faltengebirgsgürtel - bis zum Monsunklima (die meisten Erstersteigungen erfolgten im Mai und Juni), den nationalen und den persönlichen Ehrgeiz der Expeditionen und Bergsteiger aufzeigen, den Wandel der Ausrüs-tungen beschreiben, aber auch auf die Umweltproblematik eingehen. (2) Warum sollte man sich den Namen Friedrich Simony merken? Vergleicht die Darstellung der Berge auf der Karte des "Herzogthums Salzburg" und der "Gebietskarte der Dachsteingruppe". Wozu diente der ausgestellte Fototheodolit? Beschreibt die Entwicklung der Landkartenherstellung. Welcher Maßstab ist größer - 1 : 50 000 oder 1 : 25 000? Mit welcher Karte wird man sich daher im Gebirge besser orientieren können? (3) Hatten Frauen früher die gleichen Möglichkeiten und konnten sie unten den gleichen Bedingungen wie die Männer auf die Berge steigen? Zeigt an Beispielen, dass Frauen "am Berg" genauso leistungsfähig sind wie Männer. (4) Wo steht in Österreich das höchstgelegene Schutzhaus und wie heißt es? Beschreibt die Veränderungen, die sich an ihm im Laufe der Zeit ergaben. Gäbe es dieses Schutzhaus nicht, welche Auswirkungen hätte das für die Bergsteiger? Begründet die Bedeutung der Alpinen Vereine bei der Entwicklung des Alpinismus. (5) Wie haben gesellschaftliche und technische Entwicklungen das Bergsteigen im Laufe des 20. Jahrhunderts beeinflusst und welche Dokumente der Ausstellung zeigen das?


(1) St. Johann (alpendorf), Wagrain, Kleinarl, Flachau, Eben, Altenmarkt (Zauchensee), Radstadt, Filzmoos.
(2) Im Radstädter Heimatmuseum Schloss Lerchen erhält man einen Einblick in die Geologie der Region.
(3) Stellenweise liegt der Felsuntergrund in 100 m Tiefe.
(4) Schreibweise nach der f&b-Karte. In der Ortschronik von Altenmarkt und in der Tourismuswerbung allerdings Zauchenbach, Zauchensee, bei Seefeldner und auf der ÖK 1 : 50 000 Zauchbach, Zauchsee.
(5) Weiter im Osten treten sie im Mandlingzug noch markanter hervor.
(6) Ursprünglich floss die Zauch als Dammfluss westlich der Kirche durch die Siedlung. Im Zusammenhang mit der Verbauung dieses gefährlichen Wildbaches, die 1880 begann, wurde sie im Osten des Ortes in einem gemauerten, geradlinig verlaufenden Bett der Enns zugeleitet. Siehe Abb. 3 und 2 sowie f&b-Karte.
(7) Sie ist das einzige Exemplar einer allerdings nur in einer Nachzeichnung aus dem 12./13. Jahrhundert erhaltenen, ursprünglich wahrscheinlich im 4. Jahrhundert entstandenen Straßenkarte des Römischen Reiches. Benannt nach dem Augsburger Humanisten Konrad Peutinger, wurde sie später von Prinz Eugen erworben und ist heute im Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek.
(8) Namengebung angeblich in Anlehnung an den erfolgreichen französischen Dynamic-Ski und den am Ende der fünfziger und anfangs der sechziger Jahre noch nicht durch Tschernobyl belasteten Ruf der Atomenergie.
(9) U. a. Übernahme der französischen Skifabrik Dynamic, der Köflacher Sport GmbH (Ski- und Bergschuhe), Gründung von zahlreichen unternehmenseigenen Vertriebsgesellschaften im Ausland etc.
(10) Sie wurde als kleiner Strickereibetrieb in der Zwischenkriegszeit gegründet und entwickelte sich mit der Erzeugung sportlicher Strickwaren vor allem in den siebziger und achtziger Jahren zu dem weltweit bekannten Unternehmen "Steffner Sportswear", das 70 Prozent seiner Produkte in 20 Staaten der Erde exportierte. Raumnot und gute wirtschftliche Prognosen veranlassten 1988 die Errichtung seiner größeren Fabrik außerhalb des engverbauten Dorfgebietes im Ennsbogen. In der Mitte der neunziger Jahre aber stellte man dort, um konkurrenzfähig zu bleiben, die Erzeugung arbeitsintensiver Produkte ein und verlagerte ihre Herstellung in Billiglohnländer.
(11) Während erstere an Hand zahlreicher Dokumente relativ leicht erkannt werden kann, tritt letztere in der Ausstellung etwas zurück.



8. Angaben zu den Abbildungen


Abb.2:
Etwas vergrößerter Ausschnitt aus dem Blatt Radstadt (Zone 16 col. IX) der ehemaligen österreichischen Spezialkarte 1 : 75 000. Aufnahme 1872-74, einzelne Nachträge 1912. Das Ennstal ist noch großteils versumpft. Teile des Ennslaufes sind schon reguliert, die Zauch aus Altenmarkt verlegt. Die Eisenbahn fährt am Ort noch vorbei. Erst 1913 hielten Güterzüge und erst 1935 erhielt Altenmarkt eine kleine Haltestelle, die nach dem Krieg in eine Station umgebaut wurde. Auch der Verlauf der ehemaligen, am Schatthang entlang führenden Römerstraße zum Taurachtal kann an der Einsäumung eines Weges vermutet werden.
Abb. 3:
Ausschnitt aus dem farbigen Katasterplan von 1829 (Franziszäischer Kataster) im Maßstab 1 : 5 760 für bergige Gebiete, sonst 1 : 2 880 bzw. 1 : 1 440 (für dicht verbaute bzw. kleinparzellierte Gebiete). Die Zauch fließ noch durch den Ort. Das stark vernässte Wiesengelände (hellgrau) reicht vor der Ennstalentwässerung stellenweise bis unmittelbar an den Ort. Deutlich ist bei der Kirche auch das Ende der alten Durchgangsstraße nach Osten zu sehen.
Abb. 4:
Altenmarkt heute. Ortsprospekt, der die Lage des Ausstellungsgebäudes zeigt. Südlich davon das große Betriebsgelände des Atomic Werkes. Das Gelände im Ennsbogen trägt heute die Bezeichnung Ennspark.


9. Schrifttumshinweise


AMER GROUP (2000): Annual Report 1999. 52 Seiten.
AMER GROUP (2000): Plc´s magazine for shareholders and customers 1. 24 Seiten.
AMT DER SALZBURGER LANDESREGIERUNG, Landesstatistischer Dienst (1999): Bevölkerung per 1.1.1999. Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung für die Salzburger Gemeinden.
ATOMIC AUSTRIA (2000): Presseinformationsmappe.
KOLLER, F. (1996): Gemeinde Altenmarkt bis 1850. In: M. Rainer - Hrsg. (1996), Rastat der "Alte Markt" im Ennspongau. Ortschronik Altenmarkt im Pongau, Bd. I, S. 433-452.
LENDL, E. - Hrsg. (1955): Salzburg-Atlas. Bundesland Salzburg in 66 Kartenblättern.
PRILLINGER, F. (1972): Radstadt. Eine landschaftliche Skizze. Pädagog. Institut Salzburg. 20 Seiten.
RAINER, M. - Hrsg. (1996): Rastat der "Alte Markt" im Ennspongau. Ortschronik Altenmarkt im Pongau, Bd. 1, 528 Seiten.
RAINER, M. - Hg. (1996): Altenmarkt. Vom Handwerker- und Bauerndorf zum Tourismuszentrum im Ennspongau. Ortschronik Altenmarkt im Pongau, Bd. III, 480 Seiten.
SALZBURGER WIRTSCHAFT (2000): 5. Mai (Bericht über ATOMIC AUSTRIAN).
SEEFELDNER, E. (1961): Salzburg und seine Landschaften. Eine geographische Landeskunde. Salzburg. 573 Seiten.
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SLUPETZKY, H. u. J.-M. SCHRAMM (1996): Geologische Struktur, Entstehung des Landschaftsbildes. In: M. Rainer - Hrsg. (1996), Rastat der "Alte Markt" im Ennspongau. Ortschronik Altenmarkt im Pongau, Bd. I, S.32-44.
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STEINBACHER, G. u. F. WALCHHOFER (1996): Tourismus und Wintersport. In: M. Rainer - Hrsg. (1996), Altenmarkt. Vom Handwerker- und Bauerndorf zum Tourismuszentrum im Ennspongau. Ortschronik Altenmarkt im Pongau, Bd. III, S. 305-362.
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ZAISBERGER, F. (1993): Radstadt. In: Wiener Stadt- u. Landesarchiv - Hrsg., Österreichischer Städteatlas, 4. Lieferung, Teil 2.
ZAISBERGER, F. u. F. KOLLER - Red. (1989): Die alte Stadt im Gebirge. 700 Jahre Stadt Radstadt. Radstadt. 516 Seiten.
   

Zentrum für innovative Pädagogik
Autor: Wolfgang Sitte 
Layout. Sabine Reindl
Letzte Aktualisierung:   10. Oktober 2000

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